Informationen zu Workshops, Diskussionsrunden und Vorträgen
am 3. Dezember
Sie haben die Möglichkeit zwischen Workshops, Diskussionsrunden bzw. Vorträgen zu wählen, die parallel zueinander stattfinden. Die Auswahl erfolgt über das Anmeldeformular entsprechend Ihrer angegebenen Prioritäten.
Wenn Sie sich für einen Workshop entscheiden, können Sie zwischen insgesamt neun Angeboten eines auswählen. Ein Workshop erstreckt sich über die gesamte Arbeitsphase (13:30–16:45 Uhr). Bei der Wahl eines Vortrags oder einer Diskussionsrunde haben Sie die Möglichkeit, für die erste Hälfte (13:30–15:00 Uhr) sowie die zweite Hälfte der Arbeitsphase (15:15–16:45 Uhr) jeweils zwischen einem Vortrag oder einer Diskussionsrunde zu wählen.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an das Organisationsteam der Agentur familie redlich, das Sie werktags von 9:00 bis 18:00 Uhr unter der Telefonnummer +49 179 424 92 62 oder per E-Mail unter bpb-nahdran2024@familie-redlich-events.de erreichen.
Workshop 1: „Barrieren einreißen – gesellschaftliches Engagement von Menschen mit Behinderung“
Viele Organisationen haben bereits erkannt, wie bereichernd ein vielfältiges Miteinander ist. Aber ist ihre Arbeit auch für alle zugänglich? Besonders die Bedarfe von Menschen mit Behinderung werden nur selten mitgedacht. In diesem Workshop besprechen wir, wie man in der eigenen Organisation Engagement zugänglicher gestalten kann, so dass Teilhabe für alle einfacher möglich ist. Diesbezüglich gibt es einen bedarfsorientierten Austausch. Gibt es in der eigenen Gruppe damit schon Erfahrung? Was funktioniert gut, was schlecht? Zum Ende wollen wir beginnen, das Erlernte praktisch umzusetzen. Die Teilnahme am Workshop soll eine erste Motivation sein, um Möglichkeiten zum Engagement im eigenen Verein zu erweitern und dazu anregen, Ideen für die Verbands- und Vereinspraxis mitzunehmen.
Der Workshop ist:
inputorientiert
lösungsorientiert
praxisorientiert
kreativ
Caroline Ellenberger engagiert sich gegen Diskriminierung und das als Person mit Behinderung auch aus eigener Erfahrung. Seit sie im letzten Jahr ihren Master abgeschlossen hat, arbeitet sie als Koordinatorin des Thüringer Antidiskriminierungsnetzwerks in Erfurt. Ehrenamtlich ist sie im Vorstand des Vereins "Demokratie ohne Barrieren", den sie mitgegründet hat und welcher sich für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Thüringen einsetzt. Nebenberuflich ist sie als freiberufliche Trainerin tätig.
Workshop 2: „Muslim*innen in Deutschland unter Generalverdacht – Antimuslimischer Rassismus, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen“
Deutschland zählt heute etwa fünf Millionen muslimische Bürger/-innen. Trotzdem sind muslimfeindliche Einstellungen in unserem Land, insbesondere in den letzten Jahren, weit verbreitet. Antimuslimischer Rassismus und Diskriminierung sind keine Randphänomene, sondern durchdringen alle politischen sowie gesellschaftlichen Ebenen. Verschiedene Studien zeigen, dass in unserer Gesellschaft viele Menschen Muslime als bedrohlich wahrnehmen. Menschen muslimischen Glaubens werden tagtäglich mit Zuschreibungen und Diskriminierungen konfrontiert, die auf ihre vermeintliche religiöse Identität zurückzuführen sind und sie in Konflikt mit einer modernen, säkularisierten Gesellschaft bringen. In diesem interaktiven Workshop steht die Diskussion verschiedener Erscheinungsformen von antimuslimischem Rassismus im Fokus. Anhand von Praxisbeispielen und aktuellen Umfragen wird das Thema verdeutlicht, was die Teilnehmenden befähigt im Alltag und im Verbands- und Vereinsleben antimuslimischen Rassismus zu erkennen und aktiv dagegen anzugehen. Im offenen Dialog werden die Teilnehmenden ermutigt, sich aktiv mit diesen Themen auseinanderzusetzen und gemeinsam mögliche Gegenmaßnahmen zu erarbeiten. Sie werden für die verschiedenen, oft verborgenen Erscheinungsformen von antimuslimischem Rassismus sensibilisiert. Zudem wird im Workshop die Problematik der fehlenden Resonanzräume bezüglich muslimischen Lebens in der Zivilgesellschaft verdeutlicht. Und es wird die Rolle dieser fehlenden Resonanzräume bei der Verstärkung von antimuslimischen Vorurteilen in den neuen Bundesländern thematisiert.
Der Workshop ist:
praxisorientiert
lösungsorientiert
diskussionsorientiert
Thaer Issa ist Bildungsreferent für das Projekt "Neue Bündnisse, neue Wege: Politische Jugendbildung in muslimischer Trägerschaft", studierte Rechtswissenschaften in Ostjerusalem / al Quds und absolvierte seinen Master an der Universität Potsdam. Er ist der Gründer des Muslimischen Bildungswerks für Demokratie e.V. in Erfurt, einer zivilgesellschaftlichen Organisation mit muslimischem Selbstverständnis.
Workshop 3: „Wo ist die Grenze zwischen Kritik und Antisemitismus? – Wie israelbezogener Antisemitismus erkannt werden kann“
Sobald die Lage im »Nahen Osten« eskaliert, flammt der (israelbezogene) Antisemitismus offen auf. Nach den terroristischen Angriffen der Hamas vom 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Gaza sind die Debatten hier in Deutschland stark polarisiert und emotional aufgeladen. Diskussionen drehen sich oft um die Frage, welche Äußerungen über den Staat Israel legitim sind und welche als antisemitisch bewertet werden. Der Workshop sensibilisiert für die Form des israelbezogenen Antisemitismus und bietet die Möglichkeit, sich über Erfahrungen aus der eigenen Praxis auszutauschen und Präventions- und Handlungsstrategien zu diskutieren. Wie sind unsere Wahrnehmungen und Einschätzungen über Israel und Palästina von Projektionen durchzogen? Welche Funktionen erfüllen antisemitische Aussagen und welche Auswirkungen haben diese auf Betroffene? Wie kann ich auch antisemitische Äußerungen reagieren und welche Handlungsmöglichkeiten gibt es in meinem beruflichen Umfeld?
Der Workshop ist:
diskussionsorientiert
praxisorientiert
lösungsorientiert
Robert Zenker und Franziska Göpner arbeiten im Anne Frank Zentrum und sind seit 2020 Teil des Kompetenznetzwerks Antisemitismus. In diesem Rahmen haben sie Fortbildungen für Multiplikator*innen der politischen Bildung und Fachkräfte unterschiedlicher Berufsfelder entwickelt und umgesetzt, die für Antisemitismus sensibilisieren und eine Sicherheit im Umgang damit stärken sollen.
Workshop 4: „Meme Wars und Whistleblowing – Rechte Codes und Diskursstrategien erkennen“
Ob dem Gaming entnommene Begriffe wie NPC, dass im Umfeld der Rap-Szene entstandene „Talahon“ oder Symbole aus der linken Szene – Rechtsextreme wissen Codes und Symbole zu nutzen, ebenso aber bestimmte Themenfelder zu besetzen. Oft ist es nicht leicht diese Zeichen und Strategien zu entschlüsseln. Im Workshop sollen gängige Codes (Symbole, Memes, Transpi- und Stickermotive), Themenfelder (z.B. Krieg in der Ukraine, Covid 19-Pandemie, Migration, Feminismus) und Diskursstrategien (Meinungsfreiheit, Neutralitätsgebot, extrem Rechte in der Jugendarbeit bzw. von extremen Rechten organisierte Jugendarbeit) der (neuen) Rechten dargestellt werden. Die Teilnehmenden sollen befähigt werden einschlägige Argumentationsmuster und Codes zu erkennen. Gemeinsam sollen aber ebenso Umgangsstrategien erarbeitet werden. Der Workshop wird mit einem Methodenmix (Bilderspiel, Inputs, Kleingruppenarbeit) gestaltet.
Der Workshop ist:
diskussionsorientiert
inputorientiert
kreativ
Marie Jäger studierte Islamwissenschaft, Politik und Philosphie. Seit 2011 arbeitet sie für den Verein Cultures Interactive e.V. in verschiedenen Projekten. Im Rahmen dessen beschäftigt sie sich mit der Frage, wie politische Anliegen in Subkulturen verhandelt werden und entwickelt Methoden und Ansätze für die Jugendkulturarbeit und politische Bildung. 2023 gab sie zusammen mit Anna Groß den Sammelband „It´s more than just rap – HipHop in der Jugendarbeit“ raus. Seit 2023 arbeitet sie zudem ehrenamtlich in der „Intitiative Oeringerstraße“, einem Rechercheprojekt zu dem Pogrom gegen die Asylbewerber*innenunterkunft in Quedlinburg 1992.
Workshop 5: „Lauter Hass – leiser Rückzug: Was ist Hass im Netz, welche Auswirkungen hat er und welche Möglichkeiten gibt es, etwas dagegen zu tun?“
Täglich werden Menschen im Netz beleidigt, belästigt und bedroht. Viele ziehen sich aus dem digitalen Diskurs zurück und äußern seltener ihre politische Meinung. Wenn diskriminierende und volksverhetzende Stimmen immer lauter und prodemokratische Stimmen immer leiser werden, sind Meinungsvielfalt und Demokratie in Gefahr. Mit diesem Phänomen wollen wir uns im Workshop beschäftigen und fragen: Was ist Hass im Netz überhaupt, wer ist davon betroffen und welche Auswirkungen hat Hass im Netz auf die Betroffenen? Dazu werfen wir einen Blick auf aktuelle Studienergebnisse und wollen uns darüber austauschen, wo und wie uns Hass und Hetze im Netz begegnen. Der Workshop bietet Hilfestellung, um Hass im Netz besser einordnen zu können, zeigt Handlungsmöglichkeiten dagegen auf und macht Mut für den Umgang mit Diskussionen im Netz. Wir wollen einen Blick darauf werfen, was bereits gegen Hass im Netz getan wird und was jede und jeder Einzelne konkret tun kann, wenn uns Hass im Netz begegnet. Dazu schauen wir uns an, welche praxisnahen Interventions- und Präventionsansätze es gibt und wollen gemeinsam Ideen für ein diskriminierungssensibles und respektvolles Internet spinnen.
Der Workshop ist:
diskussionsorientiert
praxisorientiert
lösungsorientiert
Luisa Schmidt ist wissenschaftliche Referentin bei Das NETTZ – Vernetzungsstelle gegen Hate Speech und arbeitet dort vor allem zum Thema “Wirkungsorientiertes Handeln und Forschen im Netz”. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die digitale politische Bildung und digitale (zivilgesellschaftliche) Interventionen. Sie denkt gerne gemeinsam mit anderen darüber nach, wie Projekte bestmöglich wirken können, wie diese Wirkung für andere plausibel und sichtbar gemacht werden kann und wie das Internet so zu einem respektvollen und sicheren Ort für alle werden kann.
Workshop 6. „Arm und selbst schuld daran? Klassistische Narrative hinterfragen und armutssensibel handeln“
Das Grundgesetz bietet keinen Schutz vor klassistischer Diskriminierung. Das Sozialstaatsprinzip ist zwar im Grundgesetz als Staatsziel verankert, aber schützt Bürger/-innen nicht vor Benachteiligung. Klassismus gilt häufig als vernachlässigte Form Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Dabei ist das Thema aktueller denn je: So werden in der noch immer anhaltenden Bürgergeld-Debatte langzeitarbeitslose Menschen oftmals pauschal abgewertet und als „faul“ betitelt. Zum Teil wird ihnen sogar das Recht auf ein würdiges Leben abgesprochen. Betroffene mit ihren Geschichten und Lebenswelten bleiben dabei meist unsichtbar und leiden im Stillen unter der Stigmatisierung. In einem interaktiven Workshop-Format wollen wir gemeinsam die Narrative hinter klassistischen Einstellungen hinterfragen und analysieren, welche fatalen Folgen die öffentliche Abwertung für Betroffene, aber auch für den demokratischen Zusammenhalt haben. Zudem wollen wir darüber nachdenken, wie wir selbst im Vereins- und Verbandsleben Hürden abbauen und armutssensibel handeln können. Der Workshop wird umgesetzt von Demokratieberater/-innen des Z:T Projektes „Teges – Durch Teilhabe gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“. Im Projekt werden langzeitarbeitslose Menschen zu Demokratieberater/-innen qualifiziert.
Der Workshop ist:
diskussionsorientiert
praxisorientiert
Sonja Gaidusch ist seit 2020 tätig als Demokratiebegleiterin /-beraterin für die Neue Arbeit gGmbH beziehungsweise für den EFAS e.V. In dieser Funktion bereitet sie Bürgersprechstunden mit Politiker:innen vor und moderiert Workshops zu unterschiedlichen Themen im Bereich politischer Bildung. Außerdem setzt sie sich dabei für die Interessen von Langzeitarbeitslosen ein.
Sascha Majcenic ist seit 2023 als Demokratiebegleiter /-berater für die Neue Arbeit gGmbH tätig und hat in dieser Funktion bei Workshops zu den Themen Langzeitarbeitslosigkeit, Rechtsradikalismus sowie Miss- und Desinformationen mitgewirkt. Zudem ist er seit diesem Sommer mit dem Demokratie-Bike in und um Stuttgart unterwegs, um Menschen aus prekären Schichten zur Teilhabe an der Demokratie zu bewegen.
Rebecca Lo Bello leitet das Z:T-Projekt „Teges 2.0“ beim Ev. Fachverband für Arbeit und soziale Integration in Stuttgart. Ihr Interesse für Demokratieförderung in Verbindung mit prekären Lebenswelten entdecke sie bereits während ihres Soziologie-Studiums in Rom. Dort hat sie live miterlebt, wie zunehmende Perspektivlosigkeit und Armut den demokratischen Zusammenhalt gefährden können. Gemeinsam mit den Demokratieberater:innen versucht sie, die demokratische Teilhabe und gesellschaftliche Sichtbarkeit von langzeitarbeitslosen Menschen zu stärken z.B. durch Peer-to-Peer-Workshops, öffentliche Demokratieabende und Wahlaufrufe.
Workshop 7: „Der Umgang mit rechtsextremem Druck aus dem politischen Raum“
Vereine und Verbände stehen, gerade wenn sie sich öffentlich für Demokratie, Teilhabe und Vielfalt einsetzen, zunehmend unter dem Druck von Rechtsextremen, Populist/-innen und anderen antidemokratischen Akteur/-innen. Sowohl von extern als auch intern. Vereine und Verbände diskutieren daher zunehmend, ob und wie sie sich prodemokratisch positionieren können. Hinzu kommen weitere Herausforderungen: Nicht zuletzt in den Bundesländern, in welche zuletzt Kommunal- und Landtagswahlen stattfanden, haben Vereine und Verbände neben rechtsextremen und populistischen Akteuren und auch zunehmend mit extremistischen Mandatsträger/-innen zu tun. Die Vorfälle, welche zu beobachten sind reichen vom Missbrauch parlamentarischer Anfragen über Einsichtnahme in Zuwendungsunterlagen, öffentliche Diffamierungen, institutionelle Einflussnahme bis hin zu persönlichen Bedrohungen. Auch sitzen rechtsextreme und -populistische Akteure in Land und Kommune an Positionen, an denen sie über Fördertöpfe oder die Vergabe von Einrichtungen wie beispielsweise Kitas entscheiden können. Dies verunsichert mitunter Vereine und Verbände.In diesem Workshop soll es darum um Fragen gehen wie: Wie können sich Vereine und Verbände intern und extern prodemokratisch positionieren? Wie gehen Sie mit antidemokratischen Akteuren als Mandatsträger/-innen im Arbeitsalltag um? Wie können sie ihr demokratisches Engagement absichern, welche Bündnisse braucht es dafür, was sind ggf. auch rechtliche Wege?
Der Workshop ist:
lösungsorientiert
Markus Klein ist Geschäftsführer von demos – Brandenburgisches Institut für Gemeinwesenberatung. Demos ist Träger der Mobilen Beratungsteams. Dieses berät, moderiert und informiert zu Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewaltprävention. Seine Tätigkeit ist überparteilich. Unterstützt werden gesellschaftliche Initiativen und Einzelpersonen. Das Mobile Beratungsteam wird gefördert durch Tolerantes Brandenburg sowie das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Workshop: 8 „Das Gerücht über Israel – Verschwörungsnarrative aufdecken“
Die Ereignisse und Folgen des 7. Oktober 2023 haben weltweit zu großen Auseinandersetzungen und Verwerfungen geführt. Hoch emotionale Debatten, neue oder „recycelte“ radikale antisemitische Verschwörungsnarrative und das Leid der Menschen in Israel und Gaza lassen auch langjährig politisch Engagierte ratlos zurück. Gerade in gemeinnützigen Organisationen ist der Umgang mit den Notlagen in Nahost und den damit verknüpften Online- und Offline-Diskursen in Deutschland besonders diffizil. Das Projekt „Entschwörung vor Ort“ der Amadeu Antonio Stiftung führt in Narrative und ihre Hintergründe ein, zeigt die Verschränkungen von Verschwörungsideologien und Antisemitismus auf und bietet Inputs zu Argumentations- und kreativen Handlungsmöglichkeiten.
Der Workshop ist:
diskursorientiert
praxisorientiert
Lisa Wassermann ist studierte Politikwissenschaftlerin und Soziologin und seit ihrem Masterabschluss in Friedens- und Konfliktforschung als politische Bildnerin tätig.
Anne Mahr ist Sozialarbeiterin und seit 2013 als freie Referentin in der politischen Bildung tätig; sie konzentriert sich dabei vor allem auf Extremismus und Verschwörungserzählungen.
Pia Haupeltshofer studiert im Master Interdisziplinäre Antisemitismusforschung und ist in der politischen Bildung zu Antisemitismus, Verschwörungsideologien und Nahostkonflikt aktiv. Gemeinsam arbeiten sie in der Fachstelle für politische Bildung und Entschwörung der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin und Leipzig, wo sie nach neuen Zugängen für den kritischen Umgang mit Verschwörungserzählungen suchen.
Workshop 9: „Jetzt bleib mal sachlich! Emotionen und ihre Rolle in der politischen Bildungsarbeit“
Wann haben Sie das letzte Mal eine Diskussion zum Thema Gendern, Migration oder Nachhaltigkeit geführt, ohne dabei auf eigene Affekte oder spürbare Emotionen Ihres Gegenübers zu stoßen? Richtig. Während Emotionen aus den allermeisten gesellschaftlichen Diskursen kaum noch wegzudenken sind, finden sie in klassischen politischen Bildungssettings kaum Beachtung. Mehr noch, für viele Bildner/-innen sind sie sogar das Haar in der Suppe, das politische Bildungsarbeit eher beeinträchtigt, als das es sie fördert. Aber ist das wirklich so? In unserem Workshop möchten wir aufzeigen, warum Emotionen nicht nur legitim, sondern sogar wichtig sind für politische Bildungsprozesse. In einer Mischung aus Impuls und Gruppenreflexion möchten wir die Unterscheidung zwischen „guter“ und „schlechter“ Emotion aufbrechen und Konzepte vermitteln, die Emotionen in Bildungssettings Raum geben und für vertiefte Lernprozesse konstruktiv werden lassen.
Der Workshop ist:
lösungsorientiert
kreativ
inputorientiert
Naim* Balikavlayan ist Bildungsferent*in im Projekt #AusLiebeZurVielfalt der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. im Landesverband Berlin/Brandenburg. Die studierte Europawissenschaftler*in konzipiert seit über 14 Jahren Formate der diskriminierungskritischen Bildungsarbeit und des Empowerments von mehrfachdiskriminierten Menschen, u.a. für die InitiativGruppe München, Landeshauptstadt München und i-PÄD Berlin.
Jana Rosenkranz ist seit fünf Jahren Bildungsreferentin im Projekt #AusLiebeZurVielfalt bei der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. im Landesverband Berlin/Brandenburg. Sie gibt Seminare zu verschiedenen Themen rund um Antidiskriminierung und demokratischer Haltung. Als studierte Kultur – und Medienbildnerin beschäftigt sie in ihrer Bildungsarbeit stets die Frage, wie Bildungsprozesse als ganzheitliche Erfahrungsräume gestaltet werden können, um über rein rationale Zugänge hinaus umfassende Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung anzuregen.
Vortrag 1: „TradWife, High-Value-Women & Stay-at-Home-Girlfriend – Antifeminismus als Demokratiegefährdung in den Sozialen Medien“
Antifeministische Einstellungen und Aussagen finden nicht nur offline, sondern auch online immer mehr Verbreitung. Dieser Vortrag wird eine Einführung in das Themenfeld Antifeminismus geben und dabei die zentralen Gefahren und Risiken für demokratische Gesellschaften herausarbeiten. Im Fokus dieses Vortrages stehen vor allem weibliche antifeministische Influencerinnen auf den Plattformen TikTok und Instagram. Ob als #TradWife oder Dating-Coach, antifeministische Influencerinnen nutzen Plattformen wie TikTok und Instagram, um ihre Ideologie zu verbreiten und gezielt ein junges und weibliches Publikum anzusprechen. Um ihr (vermeintliches) Privatleben zu metapolitisieren und gleichzeitig ihr Publikum mit antifeministischen Ideen und anderen antifeministischen Akteur/-innen, wie z.B. mit Akteuren der sogenannten Manosphäre bekannt zu machen, nutzen die Influencerinnen verschiedene Praktiken und Narrative. Diese Praktiken und Narrative werden im Zuge des Vortrags anhand von Beispielen analysiert und eingeordnet.
Mareike Fenja Bauer ist Sozialwissenschaftlerin und promoviert an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Sie forscht zu antifeministischen Influencerinnen auf TikTok und Instagram. Sie ist Mitglied im „Netzwerk feministische Perspektiven & Interventionen gegen die (extreme) Rechte“.
Diskussionsrunde 1: „Das Versprechen der Gleichheit – Potentiale des Grundgesetzes“
Das Grundgesetz ist das deutliche „Nie wieder“ zum menschenverachtenden deutschen Nationalsozialismus. In Artikel 3 statuiert das Grundgesetz Gleichheit und Gleichberechtigung und verbietet Diskriminierung. Ein großes Versprechen. In der Diskussionsrunde soll ein Blick zurück und nach vorne geworfen werden: Welche Errungenschaften gab es in den vergangenen 75 Jahren Grundgesetz, wenn wir über Gleichheit, Gleichberechtigung und Antidiskriminierung sprechen? Wo haben sich hingegen Leerstellen aufgetan, wo blieb die Mobilisierung des Grundgesetzes hinter dem Möglichen zurück? Und welches Potential des Grundgesetzes kann mit Blick auf die Herausforderungen und Widerstände unserer heutigen Zeit noch ausgeschöpft werden?
Prof. Dr. Susanne Baer ist Professorin an der Humboldt Universität zu Berlin. Neben der Promotion in Frankfurt am Main, dem LL.M. in Michigan und der Habilitation an der Humboldt Universität zu Berlin hat Susanne Baer die Ehrendoktorwürden der University of Michigan (USA) und der Universitäten in Hasselt (Belgien) und Luzern (Schweiz) erhalten. Am 2.02.2011 erhielt sie die Urkunde zur Ernennung als Richterin des Bundesverfassungsgerichts. Die Amtszeit von 12 Jahren endete im Februar 2023.
Soraia Da Costa Batista ist Juristin und Verfahrenskoordinatorin bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF). Dort betreut sie strategische Verfahren mit Schwerpunkt gleiche Rechte und soziale Teilhabe. Zuvor war sie langjährige Mitarbeiterin der Humboldt Law Clinic Grund- und Menschenrechte und absolvierte ihr Referendariat unter anderem beim Bundesverfassungsgericht.
Dr. Julia Duchrow ist Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. Sie wurde am 1. November 2023 zur Generalsekretärin der deutschen Sektion ernannt. Bei Amnesty war sie zuvor Stellvertretende Generalsekretärin und Mitglied der Geschäftsleitung. Bis zu ihrer Rückkehr zu Amnesty International im Jahr 2019 hat die im Völkerrecht promovierte Juristin acht Jahre das Referat Menschenrechte & Frieden bei Brot für die Welt geleitet. Dem ging eine zehnjährige Tätigkeit als asylpolitische Referentin von Amnesty International voraus. Dr. Julia Duchrow war gewähltes Mitglied des Koordinierungskreises des Forum Menschenrechte (2011-2023) und stellvertretendes deutsches Mitglied im Verwaltungsrat der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (2017 bis 2022). Sie war außerdem Mitglied im Kuratorium des Deutschen Instituts für Menschenrechte (2016 bis 2020) sowie im Beirat Zivile Krisenprävention im Auswärtigen Amt (2015 bis 2018).
Vortrag 2: „Rechtsextrem – aber normal? Wie Rechtsextreme in die Mitte der Gesellschaft eindringen“
Sie suchen die Nähe. In den vergangenen Jahren bemühten sich verschiedenste Rechtsextreme in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. Sie drängen in Elternvertretungen, Umweltschutzinitiativen, Sport- u. Kulturvereine. Das Anliegen der jeweiligen Vertretungen und Vereine sind für sie nicht alleine der Anlass für das Engagement. Sie wollen im vorpolitischen Raum Akzeptanz gewinnen. Diese Strategie hat die Intention, wann immer sie wollen, den politischen Raum des Parlamentarismus zu betreten – vom Kommunal über Landes- bis Bundesparlament. Im Vorfeld bereiten Netzwerke und Zirkel rechtsextreme Positionen und Argumentationen so auf, dass sie weniger Rechtsextrem erscheinen. Ihr Ziel: Die Normalisierung rechtsextremen Denkens und rechtsextremer Parteien.
Im Vortrag wird Andreas Speit Strategien und Strukturen aufzeigen. Nicht ohne die Hintergründe von Personen und Positionen darzulegen.
Andreas Speit, geboren 1966, ist Journalist und Autor zahlreicher Bücher. Er studierte Sozialwissenschaften, schreibt u. a. für die taz und Zeit-Online, arbeitet für den WDR und Deutschlandfunk Kultur. Für seine Arbeit zeichnete ihn das Medium-Magazin und den Deutschen Journalisten-Verband aus. Außerdem ist er n.a. Referent bei der Friedrich-Ebert- und Heinrich-Böll-Stiftung sowie der Medienakademie von ARD/ZDF. Zuletzt erschien von ihm im Ch. Links Verlag „Verqueres Denken. Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus“.
Diskussionsrunde 2: „Gemeinsam vielfältig: Vereine zukunftsfähig gestalten – nachhaltige Diversitätsöffnung von Verbänden und Vereinen“
Vereine und Verbände stehen heute vor der Chance, sich durch mehr Diversität und Offenheit zukunftsfähig aufzustellen und neue Zielgruppen für sich zu gewinnen. Die Frage, wie wir mehr Menschen für das Ehrenamt begeistern und eine vielfältigere Mitgliederstruktur schaffen können, bietet zahlreiche Möglichkeiten. Wie kann es gelingen, die Repräsentanz innerhalb der Vereine zu stärken und sicherzustellen, dass Engagement für alle attraktiv ist? Welche Chancen liegen in der nachhaltigen Diversitätsöffnung? Wie können wir Vielfalt im Ehrenamt verankern? Diese Denkanstöße und weitere Fragen diskutieren Sho Tatai (Diversity Trainer), Laura Erben (Landratsamt Garmisch-Partenkirchen, Integrationsbeauftragte), Charlie Bahr und Lisa Pallaks (Stärkenberatung der NaturFreunde) mit Ihnen.
Charlie Bahr hat einen Master in Umweltwissenschaften, ist ausgebildet in tiergestützter Pädagogik und arbeitet seit September 2023 in der Projektleitung der Stärkenberatung Hessen, auch federführend in der Erarbeitung eines Awareness-Konzepts für den Landesverband und seine Untergliederungen mit dem Ziel der Beteiligungsförderung und Antidiskriminierungsarbeit.
Laura Erben bringt eine fundierte Expertise in der Integrationsarbeit mit, die sie als Integrationsbeauftragte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen mit großem Engagement einsetzt. Mit einem professionellen Hintergrund in Ethnologie, interkultureller Kommunikation und Mediation verfügt sie über die notwendigen Fähigkeiten, um auf die Herausforderungen und Bedürfnisse einer vielfältigen Bevölkerung einzugehen. Durch die enge Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, wie der Caritas, und die Einbindung der Zivilgesellschaft strebt Laura Erben eine ganzheitliche Integrationsstrategie an. Ihr Fokus liegt dabei nicht nur auf der sprachlichen und beruflichen Integration, sondern auch auf der Förderung des interkulturellen Dialogs und der sozialen Teilhabe.
Lisa Pallaks ist Sozialarbeiterin (Schwerpunkt Menschen in prekären Lebenslagen) und seit Februar 2023 Projektreferentin im Projekt Stärkenberatung der NaturFreunde NRW. Arbeitsschwerpunkt zum Thema Awareness: Mitarbeit in der Awareness - aufeinander achten AG der NaturFreunde NRW, Umsetzung und Teil von Awareness Teams bei Veranstaltungen der NaturFreunde, Konzipierung von Sensibilisierungsworkshops zum Thema Awareness und von Informationsmaterialien.
Sho Tatai ist Diversity Berater, -Trainer, -Coach und -Speaker. Durch seine Tätigkeit möchte er eine Arbeitswelt mitgestalten, in der sich jeder Mensch zugehörig fühlt. Denn Tatai ist überzeugt: Die Arbeitswelt kann erst dann aus dem Vollen schöpfen, wenn Alle das „Hier bin ich richtig!“-Gefühl haben. Dafür arbeitet er mit verschiedenen Unternehmen, Organisationen und Institutionen zusammen. Er berät dabei bspw. Unternehmen bei der Gestaltung einer diverseren Personalgewinnung, gibt Diversity Workshops für die Belegschaft und begleitet Führungskräfte bei der Entwicklung einer „Inclusive Leadership“- Haltung. Den Kern von Diversity Arbeit sieht Tatai in der Teilhabe und gegenseitigen Wertschätzung. Denn für ihn passiert Veränderung nicht durch den erhobenen Zeigefinger, sondern durch ein respekt- und verständnisvolles Miteinander.